In der deutschen Klassik erreichte das geistige und kulturelle Leben einen Höhepunkt. Das Bürgertum verkündete im Kampf gegen die Feudalordnung seine progressiven humanistischen Gesellschaftsideale und seinen nationalen Führungsanspruch auf kulturellen Gebiet: Die Philosophie erfur, durch Kant und Fichte vorbereitet, ihre höchste Ausprägung durch Hegel, der die Erkennbarkeit der Welt verkündete, den Entwicklungsgedanken aufnahm und eine umfassende Dialektik ausarbeitete. Goethe, Schiller, Herder, Wieland und mit ihnen viele andere, die sich in Weimar als dem kulturellen Zentrum der damaligen Zeit zusammenfanden, waren durch ihre Ideen und künstlerischen Werke entscheidend an der humanistischen Bildung der Nation beteiligt. Die bürgerliche Intelligenz leistete einen wichtigen Beitrag zur Erziehung des Volkes im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts und für die Herausbildung der deutschen Nation.
In der deutschen Nationalliteratur der Aufklärung, des Sturms und Drangs sowie der Klassik erfuhr sie ihre bis dahin höchste Ausprägung, zu der die einzelnen Persönlichkeiten je nach Veranlagung und Ideal, dem sie sich verpflichtet fühlten, Unterschiedliches beitrugen. “Die sprachliche Vielstimmigkeit der Dichtung reichte von der nüchternen der Sachlichkeit der Frühaufklärung und der vernunftbetonten Natürlichkeit Gottscheds, dem gefühlsbetonten, ausdrucksstarken Pathos Klopstocks, der brillanten Schärfe und logischen Klarheit Lessingscher Prosa über die spielerisch leichte und doch gedankenreiche Gestaltungsweise Gellerts und Wielands und die kraftvolle, leidenschaftliche Ausdrucksfülle des Sturm und Drangs bis zur wohlausgewogenen Schönheit und Ausdruckstiefe der Klassik” [2, S. 257].
Mit Recht konnte Goethe feststellen: “Die deutsche Sprache ist auf einen so hohen Grad der Ausbildung gelangt, dass einem jeden in die Hand gegeben ist, sowohl in Prosa als in Rhytmen und Reimen sich dem Gegenstande wie der Empfindung gemäss nach seinem Vermögen glücklich auszudrücken” [1, S. 375].
Die nationale Literatursprache als vorbildliche Sprachform wurde nicht nur in den Werken hervorragender Repräsentanten der bürgerlichen Kultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts, von Dichtern, Philosophen und Wissenschaftlern, verwendet. Auch in Zeitschriften, den sogenannten “Moralischen Wochenschriften”, die im 18. Jahrhundert nach englischem Vorbild in Deutschland mit dem Ziel der Bildung und Aufklärung des Volkes aufkamen, bediente man sich ihrer [3, S. 158].
Die neue Qualität in der Sprachentwicklung stellte die nationale Literatursprache dar, die sich in einem Jahrhunderte währenden Prozess durch Aus- und Angleich aus Literatursprachen mit überlandschaftlicher Gültigkeit herausgebildet hatte.
Literaturverzeichnis:
1. Goethe, J. W., Goethes Werke. Bd. 41, – Verlag: C.H. Beck, München, 1981.
2. Kleine Enzyklopädie. Die deutsche Sprache, Bd. 1, Leipzig, 1969.
3. Schildt, J., Abriss der Geschichte der deutschen Sprache. Akademie-Verlag, Berlin, 1981.